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Pforzheimer Zeitung 22.3.24 : „Demonstranten vor dem Landratsamt fordern eine Arbeitserlaubnis für Azumah aus Tiefenbronn. Es kommt zu Pöbeleien.“ 


„Kurz wird es hitzig bei der Demonstration des Freundeskreises Flüchtlingssolidarität vor dem Landratsamt des Enzkreises in Pforzheim. Als die rund 30 Teilnehmer am Donnerstag zur Unterstützung des Flüchtlings Azumah aufrufen, der in einer Asylunterkunft in Tiefenbronn wohnt und seit fünf Jahren auf eine Arbeitserlaubnis wartet, versuchen zwei Passanten mit Buh-Rufen zu stören. Dann zeigen sie mehrfach den Hitlergruß, bevor sie pöbelnd weiterziehen. 

„Auch das ist Pforzheim“, kommentiert die Aktion einer der Teilnehmer, der nicht hier wohnt, aber früher in der Goldstadt zur Schule gegangen ist. „Ich weiß, wir sollen friedlich bleiben, aber bei sowas fällt mir das schwer.“ Die meisten, die am Donnerstag vor dem Landratsamt demonstrieren, sind nicht aus der Stadt. Sie sind aus Stuttgart oder Sindelfingen angereist, teilweise mit kommunistischen Fahnen und jede Menge traditionell linkem Liedgut im Gepäck. 

Der Grund der Zusammenkunft: Der 29-jährige Azumah ist vor fünf Jahren aus Ghana nach Deutschland geflohen. Nach einer Zwischenstation in Ellwangen kam er nach Tiefenbronn, wo er in einer Asylunterkunft wohnt. 

Gerne würde er hier arbeiten, wie er sagt, aber das darf er nicht. Denn sein Asylantrag ist trotz dreimaliger Anhörung noch immer in Bearbeitung. „Ich habe von zwei Firmen einen Ausbildungsplatz angeboten bekommen“, sagt Azumah, der seinen Nachnamen lieber nicht in der Zeitung lesen will. „Ich will arbeiten, aber ich darf nicht. Jeden Tag steht in der Zeitung, dass Flüchtlinge so viel Geld bekommen. Aber wir haben Energie und wollen arbeiten“, sagt Azumah. 

Mit dabei ist auch ein guter Freund von ihm, Timo Stütz, den er in Ellwangen kennengelernt hat. „Das ist unmöglich, dass er nicht arbeiten darf. Noch williger kann man nicht sein“, sagt Stütz. Im Freundeskreis hat Azumah Unterstützer gefunden. Am Ende seiner Ansprache ruft er „Hoch die internationale Solidarität“ ins Mikrofon. 

Gegen rechte Stimmung 
Doch es geht nicht um Azumah allein an diesem Nachmittag. Man wolle gegen den Rechtsruck im Land ein Zeichen setzen, sagt Mitorganisatorin und Sprecherin des Freundeskreises in Stuttgart, Anne Vogler-Bühler. Die derzeitige flüchtlingsfeindliche Politik in Berlin spiele rechten Kräften in die Hände. 

An diesem Donnerstagnachmittag war mit einer Reaktion der Ausländerbehörde allerdings nicht zu rechnen. Das Landratsamt hatte bereits geschlossen und war verwaist. 

CONSTANTIN HEGEL, TIEFENBRONN/PFORZHEIM, Pforzheimer Zeitung 22.3.24

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