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Rückkehr und Bleiberecht für Francis! #FreiheitfürFrancis

Wir lernten Francis kennen, während er in Dresden in Abschiebehaft saß. Seit April kämpfen er und seine Familie um seine Rückkehr. Sabrina, seine Lebensgefährtin teil ihre Erfahrungen mit uns:

1. Liebe Sabrina, stellst Du Dich kurz vor – was sollte man über Dich wissen?

Mein Name ist Sabrina Grünheidt, ich bin 36 Jahre alt, arbeite als Kundenbetreuerin und lebe mit meinem Sohn in Dessau, der gerade 10 Jahre alt geworden ist. Familie und Zusammenhalt sind für mich das Wichtigste. Seit Sommer 2024 bin ich mit meinem Lebensgefährten Francis zusammen. Er ist 25 Jahre alt und kommt aus Nigeria. Wir waren zwar noch am Anfang unserer Beziehung, hatten aber bereits feste Pläne, uns eine gemeinsame Zukunft aufzubauen.

2. Dein Freund Francis wurde im Februar direkt von einem Termin bei der Ausländerbehörde in Dresden in Abschiebehaft genommen, obwohl er gut integriert war. Was war da los? Welche Erfahrungen habt Ihr mit dem Thema Abschiebehaft gemacht?

Der 4. Februar 2025 war für uns der Tag, der alles verändert hat. Francis ging morgens zur Ausländerbehörde in Dresden – ein Routinetermin, dachten wir. Doch plötzlich wurde er dort von der Polizei abgeholt, noch am selben Tag einem Richter vorgeführt und dann in Abschiebehaft genommen.

Von einem Moment auf den anderen war er kein geschätzter Arbeitnehmer und Vereinsmitglied mehr, sondern ein „Fall“. Dabei war er mitten im Leben: verlässlich, beliebt, engagiert im Fußball, mit bestandenem B1-Sprachkurs. Er sprach im Alltag viel Deutsch, um sich zu verbessern, und hatte sich eine stabile Basis aufgebaut.

Aber all das wurde nicht berücksichtigt. 13 Nächte saß er in einer Zelle – ohne Straftat, ohne Urteil. Nur weil ein Dokument oder ein Paragraph nicht im „richtigen“ Moment erfüllt war. Das war für ihn traumatisch – und auch für mich und meinen Sohn. Denn plötzlich wurde ein Mensch, der Teil unseres Lebens war, wie ein Krimineller behandelt.

Mein Rat an andere Betroffene ist: sofort handeln. Holt euch juristische Unterstützung, sucht Netzwerke, nehmt jede Hilfe in Anspruch. Allein ist diese Erfahrung kaum auszuhalten.

3. Francis reiste schließlich unter Zwang im April 2025 nach Nigeria aus, um einer Abschiebung zuvorzukommen. Ihr kämpft seitdem um seine Rückkehr. Wie geht es Euch mit der Situation? Was habt Ihr bisher alles unternommen, welche Hürden musstet Ihr nehmen – und wie ist die Lage jetzt?

Die „freiwillige“ Ausreise war unsere einzige Möglichkeit, eine Wiedereinreisesperre zu verhindern. Natürlich war daran nichts freiwillig – aber so blieb zumindest die Tür für eine Rückkehr offen. Seitdem kämpfen wir ununterbrochen. Ich habe weit über 1000 Bewerbungen für ihn verschickt, in allen möglichen Bereichen – weil es nicht um den perfekten Job geht, sondern um die Chance, legal zurückzukommen. Viele Firmen zeigten zunächst Interesse, zogen sich aber zurück, sobald sie von den bürokratischen Hürden erfuhren.

Wir haben inzwischen eine feste Zusage für einen Bundesfreiwilligendienst bei der Diakonie Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen. Dieser Vertrag ist entscheidend, weil Francis damit krankenversichert ist und eine klare finanzielle Absicherung hat. Wir stehen außerdem in engem Austausch mit der Ausländerbehörde, um die nächsten Schritte abzustimmen.

Parallel dazu haben wir sehr viel Öffentlichkeitsarbeit gemacht:

  • eine Petition beim Landtag Sachsen-Anhalt,
  • zwei private Petitionen mit inzwischen über 5800 Unterstützenden,
  • eine GoFundMe-Kampagne,
  • zahlreiche Presseartikel (u. a. in der Mitteldeutschen Zeitung),
  • ein eigener Instagram-Account, über den wir täglich informieren.

Wir stehen im Kontakt mit vielen Stellen: unter Anderem der Industrie- und Handelskammer, der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung der Arbeitsagentur, KAUSA, dem Welcome Center Sachsen-Anhalt und verschiedenen Flüchtlingsräten.

Ein sehr wichtiger Punkt: Das Landgericht Dresden hat Ende April festgestellt, dass es im Zusammenhang mit der Abschiebung eine „offensichtliche Unrichtigkeit“ gab. Der Freistaat Sachsen wurde verpflichtet, die Verfahrenskosten zu tragen. Dieses Urteil zeigt klar, dass nicht alles sauber lief.

Francis selbst nutzt die Zeit in Nigeria: Er bereitet sich gezielt auf das B2-Sprachzertifikat vor, macht Fahrstunden und will langfristig auch seinen Schulabschluss nachholen, den er damals in Nigeria aufgrund familiärer Umstände nicht beenden konnte.

4. Welche (positiven) Erfahrungen willst Du mit uns / den LeserInnen teilen? Was können wir von Deinem Kampf lernen?

So hart die Zeit ist – wir haben unglaublich viel Solidarität erfahren. Menschen, die uns vorher fremd waren, haben sich engagiert: durch Unterschriften, durch Spenden, durch Kontakte, durch Zuspruch. Organisationen wie openPetition haben uns unterstützt, Freundeskreise und Einzelpersonen haben unsere Geschichte weitergetragen.

Besonders bewegend finde ich die ärztliche Stellungnahme der Kinderärztin meines Sohnes. Sie hat bestätigt, wie eng die Bindung zwischen meinem Sohn und Francis ist, und dass die Trennung für ihn eine erhebliche psychische Belastung darstellt. Sie empfiehlt ausdrücklich, die gewohnte familiäre Situation wiederherzustellen. Für mich zeigt das: Es geht hier nicht um Paragraphen, sondern um echte Menschen – um Kinder, die leiden, wenn Familien auseinandergerissen werden.

Was man aus unserer Geschichte lernen kann? Dass es sich lohnt, nicht aufzugeben. Dass man laut bleiben muss, selbst wenn das System starr und unmenschlich wirkt. Jede Stimme, jede Solidarität macht einen Unterschied. Und man sieht: Hinter jedem „Fall“ steckt eine Geschichte, eine Familie, eine Zukunft.

5. Und zum Schluss: Deine kleine Botschaft an uns vom Freundeskreis Flüchtlingssolidarität?

Ich danke euch von Herzen für eure Unterstützung. Ohne Netzwerke wie eures wäre vieles für uns unmöglich. Ihr gebt Menschen wie uns das Gefühl, nicht allein zu sein. Das ist unbezahlbar.

Meine Botschaft ist: Bitte bleibt laut. Bitte bleibt unbequem. Bitte kämpft weiter für Menschlichkeit und Gerechtigkeit. Denn nur gemeinsam können wir erreichen, dass Menschen wie Francis eine faire Chance bekommen – und dass unser Asylsystem seinem Namen gerecht wird.

2 Links:

Neuigkeiten: Rückkehr und Bleiberecht für Francis! #FreiheitfürFrancis – Online-Petition

Abschiebung nach Asyl-Ablehnung: Nigerianer mit Job muss Land verlassen.

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