Menü Schließen

Offene Brief von Alassa Mfouapon an Lisa Grüter.

Liebe Frau Anwältin Grüter,

ich bin Alassa Mfouapon, Bundessprecher des Freundeskreises Flüchtlingssolidarität. Meinen Namen kennen Sie schon. Wir haben zumindest schon mal Kontakt gehabt. Schade, dass dieses Angebot zur Zusammenarbeit von mir und unsere Selbstorganisation mit dem Freundeskreis Mouhamed diesen Weg nehmen soll, wie er in Ihrem Brief verlangt wird. Ich bin aber nicht verwundert, weil ich hatte seit unserem ersten Schreiben schon bemerkt, dass sie nicht bereit waren mit uns zu arbeiten. Es mag sein, dass Sie und ihre UnterstützerInnen uns nicht mögen. Aber immer wieder die Familie Drame, die das Leid des Todes ihres Sohnes trägt, immer wieder zu Instrumentalisieren, ist der falsche Weg Ihre Probleme zu lösen. Ich bitte Sie sachlich zu bleiben.

Als mir mitgeteilt wurde, dass sie diesen Fall übernehmen werden, war ich skeptisch. Meine Skepsis bezieht sich nicht auf ihre Tätigkeit als Anwältin, an die ich keinen Zweifel habe. Es ist richtig die Polizisten, die Täter waren, zu bestrafen. Meine Skepsis kommt daher, dass ich aus Erfahrung weiß: Alleine die Polizisten zu bestrafen, wird diese Polizeigewalt nicht beenden. Das ist der Grund warum ich mit Ihnen als Bundessprecher des Freundeskreis Flüchtlingssolidarität in Solidarität International, der für die Rechte der Flüchtlinge kämpft, zusammenarbeiten wollte.

Ich möchte Sie an den Fall von 2018 in Ellwangen erinnern (Hier der Link zu Homepage des Freundeskreis)

Das war Polizeigewalt! Seitdem habe ich mich mit dem Freundeskreis Flüchtlingssolidarität in Solidarität International entschieden, gegen das Land Baden-Württemberg zu kämpfen, sowohl juristisch, als auch in der Öffentlichkeit für die Rechte der Flüchtlinge einzutreten. Das bedeutet auch, gegen die Hetz-Kampagne gegenüber den Flüchtlingen Flagge zu zeigen, die sich in den letzten Wochen sehr verschärfen.

Viele Flüchtlinge hatten kein Vertrauen mehr in sich selbst und haben versucht uns zu stoppen in diesem umfassenden Kampf: „Es wird nichts, lasst uns nur für Ellwangen kämpfen“. Aber wir haben es geschafft und werden noch mehr schaffen den Kampf gegen diese Ungerechtigkeit zu etablieren und mehr Rechte der Flüchtlinge zu bekommen. Wir sind zum Beispiel noch vor Gericht am 15.06 in der BVG Leipzig eingeladen, zur Frage der Verletzlichkeit der Wohnung von Flüchtlingen. Erfolge in den letzte Jahren haben wir nicht nur gegen das Land Baden-Württemberg, sondern auch schon gegen die Bild-Zeitung, gegen die AfD, gegen Alice Weidel, gegen den Deutschen-Kurier und mehrere einzelne Hetzer auf Sozialen Medien gehabt.

Diese Kämpfe kann man nur führen, wenn es man wirklich hinter den Interessen der Menschen, Flüchtlinge und ihrer Rechte steht und selbst davon betroffen bzw. uneingeschränkt solidarisch ist. Dabei hat keiner einen Alleinvertretungsanspruch! Es geht nicht, indem man eines Morgens von einer bürgerlichen Umweltorganisation, hinter der sich eine etablierte Kriegspartei versteckt, die ihr ganzes Umweltprogramm weggeworfen hat, plötzlich zum Flüchtlingsaktivisten ernannt wird. Wenn dann noch eine ganze Portion persönlicher Ehrgeiz dazu kommt und man sich gerne von der etablierten Politik bauchpinseln lässt – dann muss das früher oder später in wilde Angriffe und Konkurrenzdenken gegenüber anderen Aktivisten umschlagen. Für uneigennütziges Engagement braucht man Erfahrung und das haben v.a. die Flüchtlinge und Aktivistinnen und Aktivisten, die selbst von der Rechtsentwicklung der Regierung betroffen und unterdrückt sind.

Wir Flüchtlinge imFreundeskreise FlüchtlingsSolidarität verhandeln nicht mit der Polizei in bürgerlichen Medien oder im Radio, sonst führt das genau zu diesem Mobbing, wie z.B mit Tariq Alaows (Pro Asyl) bei der Talkshow „Hart aber Fair“. Wir verhandeln auch nicht mit bürgerlichen Parteien, die den Aberglauben und die Hetze über uns verbreiten und die AfD-Sprüche salonfähig machen. Wir stehen hinter der Meinung „Protest ist Links“, deswegen kämpfen wir auf der Straße mit fortschrittlichen KämpferInnen, UnterstützerInnen und vor Gericht mit fortschrittlichen Anwälten für unsere Rechte. In diesem Sinn wollten wir auch gerne mit Ihnen zusammen arbeiten – aber wir sind auch nicht auf Sie angewiesen.

Sie schreiben in Ihrem Brief: „Im Namen der Angehörigen sowie der im Interesse der Familie und mit deren UnterstützerInnen, insbesondere des Herrn W. … fordere ich Sie auf, das Fußballturnier abzusagen…. und im angeblichen Namen von Mouhamed und seiner Familie Spenden zu sammeln.“ Ich hoffe sie sind zumindest informiert, dass ich mindestens genauso wie Herr Dountio die Familie persönlich kenne und vertrauliche Informationen von ihnen bekomme? Ihre Unterstellungen kann ich Fakt für Fakt widerlegen, dass die Familie hinter unserer Solidaritätsarbeit und konkret auch dem Fußballturnier steht und sie diese Initiative und weitere von unseren Initiativen unterstützen. Sollte es da nun irgendeine Änderungen geben, so wäre das ausschließlich auf Lüge und Erpressung zurückzuführen. Mit dem Bruder von Mohammad L. spreche ich sehr häufig und wir haben eine enge Freundschaft, die weder auf finanziellem, noch auf moralischem Druck basiert.

Warum beteiligen Sie sich an den Spaltungsversuchen, wie sie auch auf der Demo am 19.11.22 stattfanden? Das würde nur Schaden anrichten – uns aber nicht an unseren Aktivitäten hindern.

Wissen Sie:

  • Wer seit dem Tod von Mohamed Lamine der Tatort pflegt und Gedenktafel errichtet hat? WIR
  • Wer hat die beiden Trauerfeiern von Mouhamed laut der senegalesische Tradition organisiert? WIR
  • Wer setzt sich gerade für die Rechte der Mutter ein, dass sie auch den Ort ihres gestorbenen Sohnes besucht? WIR
  • Wer entwickelt jetzt Initiativen, dass das Dorf von Mohamed L. eine Ausstrahlung bekommt? WIR
  • Und wer macht denn regelmäßige Besuche um die Leute zu informieren? WIR

Alle diese Aufgabe kann man nur machen, wenn man wirklich für die „Interessen“ der Familie steht und nicht für eigene Interessen. Zu jeder Spende an unseren Freundeskreis Mohamed, wird auch ein genaue Rechenschaft über jeden Cent vorgelegt.

Der einzige „Fehler“ den wir bisher gemacht haben ist mit Parteien, die ehrlich an unserer Seite stehen zusammenarbeiten. Die froh und stolz sind, ehrliche und überprüfbare Partei zu sein und sich so zeigen, wie sie sind. Kann man mit unterdrückerischen Mitteln ein System bekämpfen, das sich gegen die Unterdrückten gerichtet hat? Nein. Das ist unglaubwürdig!

Das ist ein politisches Problem und muss auch politisch gelöst werden! Als überparteiliche Selbstorganisation, sind wir für Zusammenarbeit mit Parteien, Bündnisses die wir nie ausgeschlossen haben, sobald es sich auf antifaschistischer Grundlage befindet.

Als ich die erschütternde Nachricht von der Ermordung von Mohamed L. in Dortmund gehört habe, war ich sehr traurig – und sehr empört. Ich habe an vielen Mahnwachen in Dortmund teilgenommen, sowie der Demonstrationen am 19.11 und war immer auf der Suche nach einer Lösung. Wir haben mit dem Diskriminierung Verein in Bielefeld eine Petition mit 38000 Unterzeichnern in den Landtag in Düsseldorf eingereicht (Hier der Link zum Petition ), weil wir für Gerechtigkeit und eine unabhängige Untersuchungskommission für seinen Tod fordern. Ich habe mit Sozialarbeitern, Professoren und Erziehern einen Online-Workshop veranstaltet zu ihrem Vorgehen bei Schwierigkeiten mit minderjährigen Flüchtlingen.

Frau Grüter, ich scheine vielleicht streng zu sein, aber ich gehe genauso wie Sie in diesem Fall mit meinem Herzen heran und mach es zum meiner Sache. Denn es ist meine Sache und ich bin felsenfest von dieser Sache überzeugt. Wir haben uns entschieden den „Freundeskreis Mohamed“ als Teil des Freundeskreis Flüchtlingssolidarität in Solidarität International zu gründen und machen gemeinsam unsere Kleinarbeit, kämpfen genauso wie andere Organisationen das machen, – aber eben nicht undercover mit meist etablierten Parteien arbeiten, die sie nicht gerne öffentlich zeigen wollen. Wir sind aber dennoch offen für die Zusammenarbeit, natürlich auf antifaschistischer Grundlage.

Mit freundlichen, kämpferischen, linken und solidarischen Grüßen

Alassa Mfouapon,

Bundessprecher des Freundeskreis Flüchtlingssolidarität in Solidarität International

Freundeskreis Flüchtlingssolidarität in SI – www.freunde-fluechtlingssolidaritaet.org
Spenden über: „Solidarität International e.V.“, IBAN: DE86 5019 0000 6100 8005 84, Stichwort: „Flüchtllingssolidarität“
change.org/alassa und change.org/evakuierung

de_DEDeutsch
Cookie Consent with Real Cookie Banner