Tod im Mittelmeer
Seit 2014 sind mehr als 26.000 Menschen bei der Flucht über das Mittelmeer ums Leben gekommen, davon mehr als 20.000 auf dem Weg nach Italien und Malta. „Wir können es uns nicht leisten, zu zögern und uns in einer weiteren Debatte darüber zu verlieren, wer die Verantwortung trägt. Menschenleben stehen auf dem Spiel“, sagte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, diese Woche in Genf (zit. nach SZ 17.04.2023). Vor allem vor der Küste Tunesiens sind in den vergangenen Tagen wieder zahlreiche Menschen bei Schiffsunglücken ums Leben gekommen. Tunesien hat das bürgerkriegsgeschüttelte Libyen als wichtigstes Transitland für Migranten auf dem Weg nach Italien abgelöst, da die Flüchtlinge wegen Bürgerkrieg und Sklavenhandel Libyen eher meiden. In Tunesien hat Präsident Tahrir mit einem faschistischen Dekret die Jagd auf Migranten im Land eröffnet. Allein während der Osterfeiertage erreichten fast 40 Boote mit rund 2000 Menschen aus Nordafrika die italienischen Inseln. Seit Jahresbeginn zählte das italienische Innenministerium mehr als 31.000 Flüchtlinge auf der Mittelmeerroute, viermal so viele wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das Auffanglager auf Lampedusa ist völlig überfüllt. Wo es normalerweise 400 Betten gibt, sollen sich jetzt allein schon so viele Kinder aufhalten. Zählt man die Erwachsenen dazu, sind es bereits 1800 Menschen. Die Behörden sagen, dass sie das Lager schützen, aber Einheimische sprechen von unerträglichen und unmenschlichen Bedingungen. Vor zwei Jahren hat die Europäische Kommission unter der Leitung von Ursula von der Leyen den Mitgliedsstaaten ihren „Migrationspakt“ vorgelegt, ein Gesetzespaket, das die Aufnahme, Verteilung und Rückführung von Menschen auf der Flucht regeln sollte. Der Pakt ist gescheitert, weil Polen und Ungarn sich weigern, anerkannte Asylbewerber aufzunehmen, die europäische Asylpolitik ist gescheitert! Italien lässt seit Monaten ebenso wie Griechenland Geflüchtete einfach in andere EU-Länder weiterreisen. Diese „Sekundärmigration“ sorgt auch in Ländern wie den Niederlanden, Frankreich und Belgien für Unmut – Länder, die bisher als „flüchtlingsfreundlich“ galten. Den Vorsitz im Europarat hat derzeit Schweden inne, ein Land, das inzwischen eine radikale Abwehrpolitik gegen Migration und eine unmenschliche Abschiebungspraxis betreibt. Und auch die Innenministerin Nancy Faeser hat angedeutet, dass eine Lösung des europäischen Migrationsproblems vor allem die Begrenzung der Zahl der Migranten durch Mauern und Zäune sei. An anderen Brennpunkten der Migration, etwa an der bulgarisch-türkischen Grenze, beteiligt sich die EU inzwischen an der Finanzierung von Grenzanlagen, Mauern und Zäunen. Doch Mauern und Zäune sind keine Lösung für das Mittelmeer. Das ungeheuerliche Versagen der EU-Flüchtlingspolitik führt dazu, dass tausende Menschen im Mittelmeer sterben. Nur weil die EU-Länder, die teilweise durch ihre imperialistischen Praktiken für viele Fluchtursachen verantwortlich sind, es nicht schaffen, das Problem an der Wurzel zu lösen. Dazu Alassa Mfouapon, Sprecher des Freundeskreis Flüchtlingssolidarität: „Zu diesem Sterben im Mittelmeer sagen wir Nein fordern ein Recht auf Flucht auf antifaschistischer Grundlage!“
Kommt zur Kundgebung von SI und Freundeskreis Flüchtlingssolidarität am 22.4.,11 Uhr in Stuttgart, Schlossplatz unter dem Motto: Jetzt reden wir!
Death in the Mediterranean
Since 2014, more than 26,000 people have died fleeing across the Mediterranean, more than 20,000 of them on their way to Italy and Malta. „We cannot afford to hesitate and get lost in another debate about who is responsible. Human lives are at stake,“ said the UN High Commissioner for Human Rights, Volker Türk, in Geneva this week (quoted by SZ 17.04.2023). Numerous people have again died in shipwrecks off the coast of Tunisia in recent days. Tunisia has replaced civil war-torn Libya as the most important transit country for migrants on their way to Italy, as refugees tend to avoid Libya because of civil war and the slave trade. In Tunisia, President Tahrir opened the hunt for migrants in the country with a fascist decree. During the Easter holidays alone, almost 40 boats with around 2000 people from North Africa reached the Italian islands. Since the beginning of the year, the Italian Interior Ministry counted more than 31,000 refugees on the Mediterranean route, four times as many as in the same period last year. The reception camp on Lampedusa is completely overcrowded. Where there are normally 400 beds, there are now said to be that many children alone. If you add the adults, there are already 1800 people. The authorities say they are protecting the camp, but locals speak of unbearable and inhumane conditions. Two years ago, the European Commission, led by Ursula von der Leyen, presented its „migration pact“ to the member states, a legislative package that was supposed to regulate the reception, distribution and repatriation of people on the run. The pact has failed because Poland and Hungary refuse to take in recognised asylum seekers, European asylum policy has failed! For months, Italy, like Greece, has simply allowed refugees to travel on to other EU countries. This „secondary migration“ is also causing resentment in countries like the Netherlands, France and Belgium – countries that were previously considered „refugee-friendly“. The Council of Europe is currently chaired by Sweden, a country that now has a radical defensive policy against migration and inhumane deportation practices. And the Minister of the Interior, Nancy Faeser, has also suggested that a solution to Europe’s migration problem is primarily to limit the number of migrants through walls and fences. In other migration hotspots, such as the Bulgarian-Turkish border, the EU is now helping to finance border installations, walls and fences. But walls and fences are not the solution for the Mediterranean.
The egregious failure of EU refugee policy is leading to thousands of people dying in the Mediterranean. Only because the EU countries, which are partly responsible for many causes of flight through their imperialist practices, fail to solve the problem at its root. Alassa Mfouapon, spokesperson of the Freundeskreis Flüchtlingssolidarität: „We say no to this dying in the Mediterranean and demand a right to flee on an anti-fascist basis!
Come to the rally of SI and Freundeskreis Flüchtlingssolidarität on 22.4, 11 am in Stuttgart, Schlossplatz under the motto: Now we are talking!
Freundeskreis Flüchtlingssolidarität in SI, Regionalgruppe Süd – www.freunde-fluechtlingssolidaritaet.org
Spenden über: „Solidarität International e.V.“, IBAN: DE86 5019 0000 6100 8005 84, Stichwort: „Flüchtllingssolidarität“
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